USEME, 22.11. – 11.1.2025
Vernissage
Fr, 22.11.2024, 18:00
Finissage
Sa, 11.1.2025
19:30 Listening Somatic Rituals
21:30 Dj sets
If you are holding a useme in your hands just now, you can use it as you need or wish to. Because it is asking you to use it!
Im Rahmen unserer Zusammenarbeit mit der Sammlung der Stadt Biel freuen wir uns, die Arbeit useme zu präsentieren - ein Set von tragbaren kissenartigen Objekten, die vom RELAX-Kollektiv (chiarenza & hauser & co) für die 7. Architekturbiennale 2000 in Venedig entwickelt wurden. useme hebt die Verbindung zwischen körperlicher Haltung und Denkprozessen und sind als „Knautschzone zwischen Körper und Umgebung“.
"[...] Das Umgehen mit Grenzen gehört für RELAX seit jeher zu den zentralen Anliegen. Sie situieren ihre eigene Praxis auf solchen Grenzen, beispielsweise der Grenze zwischen der urbanistischen und der künstlerischen Praxis. Dies heisst aber keineswegs, dass sie an das glauben, was heute gerne als Crossover bezeichnet wird, also die vorgebliche Verschmelzung der Gattungen und die Aufhebung der Grenzen. Im Gegenteil, sie lokalisieren die Grenzen mit grösster Präzision, ja sie provozieren ihre GegenspielerInnen sogar gerne solange, bis die Unterschiede der Interessen beispielsweise deutlich zutage treten. Nicht zufällig gehören denn auch die Farben Orange und Rot zu ihrem wichtigsten Instrument. Es sind Farben der Abgrenzung von Baustellen, Warnfarben, welche den Übergang von einem Terrain oder einem Staat zu einem anderen markieren..
Rot und vor allem Orange sind, laut RELAX, aber auch »populäre« Farben, also solche, die gerne von Warenhäusern, Billigluglinien, Mobilfunkkonzernen oder Volksparteien eingesetzt werden. Orange suggeriert als Farbe, dass der »Preis stimmt«, dass er dem Wert angemessen ist. In der Farbe Orange schwingt das vertrauliche Du mit, welches in Redensarten wie »Dein Preis ist mein Preis« steckt. Und zugleich etwas von dem Dank, der so gerne, an Geldes statt, verschenkt wird beziehungsweise als symbolischer Gewinn mitgegeben wird, wenn sich die VerkäuferInnen für den Einkauf bedanken oder die PilotInnen dafür, dass man ihre Fluggesellschaft wählte. »Vergelt’s Gott« hiess es früher in katholischen Gegenden, was übersetzt soviel heisst wie, »eines Tages wird der Wert dem Preis angemessen sein, den du bezahlt hast …«
Zu den schönsten Objekten, die RELAX bisher hergestellt haben, gehören die usem's. Sie stellten sie den BesucherInnen der Architekturbiennale Venedig 2000 gegen ein Pfand zur Verfügung und verkauften sie später in grossen Mengen und zu günstigen Preisen. Die bequemen, pf legeleichten Kissen in der Signalfarbe Orange dienten einerseits dazu, die Grenzen (zum Beispiel zwischen menschlichen Körpern und Architektur) zu artikulieren und zugleich abzupolstern. Sie waren andererseits aber auch eine Geste der Dankbarkeit der KünstlerInnen gegenüber den BesucherInnen, die lange Wege auf sich nahmen und vor körperlichen Anstrengungen keineswegs zurückschreckten, um immer neue Werke der Kunst und Architektur kennen zu lernen. Während Sponsoren, die nichts geben, mit Worten vorlieb nehmen müssen, erhalten die AusstellungsbesucherInnen als Gegenleistung brauchbare Kunst. Weil die useme's Teil einer unlimitierten Edition sind, ist ihr Wert schwer abzuschätzen.
Als Kissen stimmt der Preis. Aber als Kunstwerk? Man würde bei jeder Pause durch das bequeme Sitzkissen an RELAX erinnert. Würde man damit indirekt und möglicherweise nur für sich selber dazu beitragen, den symbolischen Wert von RELAX zu steigern? Sollte man sie nach der Ausstellung entsorgen? Oder wieder verwenden? Oder sie lieber der Zirkulation entziehen und sie, ohne sie verwendet zu haben, wie eine Trophäe der Sammlung einverleiben? Aufheben! Es ist leicht, den Preis eines Werks von RELAX zu benennen. Aber es kann kein Zweifel bestehen, dass der Wert zunehmen wird."
Textauszug aus „The Value of RELAX“, Philip Ursprung, 2006
RELAX (chiarenza & hauser & co) ist ein Künstler*innenkollektiv gegründet von Marie-Antoinette Chiarenza (1957, Tunis) und Daniel Hauser (1959, Bern). Das Kollektiv ist an der Schnittstelle zwischen Kunst, Gesellschaft und Politik aktiv und ist seit 2003 in Zürich tätig.