SOMA: Tobias Maria Koch, 14.3. – 26.4.2025
Vernissage
Fr, 14.3.2025
19:30 Soundperformance Tobias Maria Koch
21:00 DJ set HMOT
Finissage
Fr, 26.04.2025
17:30 Soundperformance Tobias Maria Koch
Die fünfte Episode von SOMA präsentiert eine ortsspezifische Klangintervention und die erste Einzelausstellung von Tobias Maria Koch, einem in Basel und Turin ansässigen Klangkünstler und Komponisten. Geleitet von seiner fortlaufenden Recherche über Akustik, Resonanz und die physikalischen Eigenschaften von Klang, verwandelt der Künstler seine Interessen in immersive Klangerfahrungen und erforscht, wie Schallwellen mit Architektur, Objekten und dem menschlichen Körper interagieren.
Für diese Installation untersucht Koch das akustische Phänomen des Doppler-Effekts – also wie sich Klang durch Bewegung beugt und verändert. Indem er den Rotationsmechanismus eines Leslie-Lautsprechers in die Architektur des Raumes integriert, erfahren wir eine Frequenzverschiebung, wenn sich der Klang uns nähert oder von uns entfernt. Durch Bewegung geformte Musik also, eine Verzerrung des Klangs. Ähnlich der ansteigenden Tonhöhe von Sirenen die sich durch den Verkehr bewegen oder ein am Himmel vorbeiziehendes Flugzeug: Klang verformt sich durch Bewegung.
Indem er den Klang im Raum manipuliert, spielt Koch mit ortsspezifischen Frequenzen und Resonanzen und treibt sie in Dissonanz, in Vibration und Kollision. Er hebt die Spannung hervor zwischen der inneren Funktion eines Instruments, seinen äusseren Einflüssen und der unmittelbaren Umgebung – und schafft so ein geschärftes Bewusstsein für das Hörerlebnis. Die entstehenden Klänge verweben einen angespannten, sich ständig verändernden Kampf zwischen vibrierenden Saiten, den Resonanzfrequenzen des Raumes und den bebenden Körpern akustischer Instrumente – jede Kraft ringt um Dominanz, keine ist bereit nachzugeben.
Tobias Maria Koch ist ein in Basel und Turin lebender Komponist und Klangkünstler, der an der Schnittstelle von Performance, bildender Kunst, Film und Musik arbeitet. Er präsentierte seine Arbeiten am Unsound Festival, im Serralves Museum Porto, an der Biennale Son, in der Trauma Bar Berlin, im Palazzo delle Esposizioni Rom, im Istituto Svizzero Roma sowie in zahlreichen Institutionen in Europa. Koch hat bereits Musik komponiert für Werke, die unter anderem im MoMA New York, an der documenta 14, der Frieze Art Fair, der Tate Modern, im Centre Pompidou und an der Volksbühne Berlin präsentiert wurden. Seine Sounddesigns und Musikkompositionen wurden in mehreren preisgekrönten Filmen gezeigt am Filmfestival Cannes, am Filmfestival Locarno, dem IFFR Rotterdam, der Berlinale und dem Toronto International Film Festival. Seine letzte Filmmusik für den Spielfilm Drii Winter (A Piece Of Sky) wurde mit dem Georges-Delerue-Preis ausgezeichnet und war die offizielle Schweizer Einreichung für die Oscars 2023.
SOMA 2024/2025
We listen in order to interpret our world and experience meaning
– Pauline Oliveros
Ton ist ein mächtiges Medium. Er ist allgegenwärtig. Er hat eine materiell-affektive Kraft von soziokultureller und politischer Bedeutung. Wie hören Sie zu?
Eingebettet im BACKROOM von KRONE COURONNE ist SOMA eine vibrierende Hörplattform, die die Praxis und Forschung von Klangkünstler*innen bis 2024/2025 begleitet. SOMA untersucht das emanzipatorische und transformative Potenzial von Klang- und Hörpraktiken. Entstanden aus der kuratorischen Forschung von Kristina Grigorjeva und gemeinsam mit Ivan Crichton und Laurens Dekeyzer entwickelt, lädt SOMA dazu ein, kollektiv zu lauschen, zu verweilen, zu vibrieren und zu hören – in einem geteilten, pluralistischen, verantwortungsvollen und achtsamen Kontext.
Bei SOMA geht es um das Zuhören als eine transformative soziale Praxis und eine relationale Art, die Welt zu hören. In einem Text, der sich auf Audre Lordes „The Masters tools will never dismantle the Master's House“ (1984) bezieht, schlägt der Klanganthropologe Steven Feld vor, dass wir einen anderen Satz von Werkzeugen entwickeln müssen, um Zeichen und Signifikanten, Liedern, Vögeln und Insekten in einer relationalen Praxis zuzuhören (im Gegensatz zum bloßen Hören), die eine klangliche Phänomenologie des Waldes, dessen Teil wir sind, durch Berührung, Geruch und Klang vollzieht. Klänge als ein „Zuhören mit“ - vom somatischen, interzeptiven zum sozialen Körper.
SOMA wird unterstützt von Migros Kulturprozent, Pro Helvetia, die GVB-Kulturstiftung und die Ernst Göhner Stiftung.